Dynamische Symmetrie in der Kunst
Dieser Artikel ist Teil einer Serie, die Bildkomposition unter Nutzung der Dynamischen Symmetrie und der Gestalt-Theorie behandelt. Teilweise werden Kenntnisse aus den anderen Artikeln vorausgesetzt. Am besten ist es, alle Artikel der Serie zu lesen.
Die bisherigen Artikel der Serie zur Bildgestaltung waren sehr trocken und unter Umständen hat man als Leser Schwierigkeiten, den Bezug zur Fotografie oder Malerei herzustellen.
Deswegen heute einmal einige Beispiele zur Kunstwerken, die mit Hilfe der Dynamischen Symmetrie entworfen wurden. Ein Paradebeispiel ist dabei der Fotograf Henri Cartier-Bresson, der selbst im Genre der Straßenfotografie Dynamische Symmetrie eingesetzt hat. Das liegt vermutlich an seiner “klassischen” Ausbildung bei einem Maler - André Lhote.
Wie schon erwähnt, ist der Einsatz der Dynamischen Symmetrie schon in der ägyptischen Kultur zu finden, eventuell geht sie sogar auf noch ältere Ursprünge zurück. Von Ägypten nahm sie über das alte Griechenland ihren Weg nach Europa und ist dort fast in allen Epochen der Architektur, Malerei und Bildhauerei zu finden. Die grundlegenden Prinzipien wie der Goldene Schnitt und die Beziehung zur Zahl Phi sind auf allen Kontinenten zu finden.
Zu den Beispielen:
Hier ein ägyptisches Relief aus Jay Hambidges Buch “Die griechische Vase”. Es zeigt ein Phi-Rechteck in einem Quadrat. Die Schnittpunkte der Diagonalen des Phi-Rechtecks mit ihren Umkehrungen werden für die Vertikalen genutzt und die Oberkante des Rechtecks für die Schultern der Figuren.
Die Laokoon-Gruppe analysiert von Tavis Leaf-Glover:
Hier ein Gemälde von Euan Uglow
- organisiert in einem Wurzel-2-Rechteck:
Picasso hatte schon mit 13 Jahren die nötige Ausbildung, um Dynamische Symmetrie anzuwenden. Sein Gemälde ist in einem Wurzel-2-Rechteck gestaltet.
Hier ein Gemälde des tschechischen Malers Alfons Mucha. Er benutzt das Phi-Rechteck und Rabatment (verschränkte Quadrate):
Hier ein Rubens-Gemälde - die Analyse stammt wiederum von Tavis Leaf-Glover:
Zum Abschluß eine Fotografie von Henri Cartier-Bresson - ebenfalls analysiert von Tavis Leaf-Glover:
Ich hoffe, dass die Beispiele und Links zu den Analysen schon einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben haben, was man mit der Dynamischen Symmetrie anfangen kann und dass sie auch tatsächlich von Künstlern fast aller Epochen eingesetzt wurde und wird.
Im nächsten Artikel werde ich die Wurzel-Rechtecke behandeln.